Wenn die Fledermaus flach wird – Johann Strauss im Multum in Parvo Opernhaus
- Benno Mitschka
- 1. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Nov.
Warum sollte man im Jahr 2025 Johann Straussens Operette „Die Fledermaus“ mit Flachfiguren auf die Bühne bringen? Vielleicht, weil gerade die Operette, die so oft als leichtes Gesellschaftsspielchen abgetan wird, in der Welt des Figurentheaters ihre verborgene Schärfe entfalten kann. Maskenball, Verwechslungen, amouröse Verstrickungen. Alles dreht sich um Täuschung, Rollenwechsel und die Lust am Spiel. Im Wien des 19. Jahrhunderts war das eine glänzende Satire auf eine Gesellschaft, die sich selbst im Rausch des Walzers vergaß. Heute, im Zeitalter digitaler Doppelidentitäten, Selfie-Posen und virtueller Masken, klingt das plötzlich verblüffend aktuell.
Im Wien der 1870er Jahre war Operette ein Spiegel des großbürgerlichen und aristokratischen Lebensgefühls. Das Publikum erwartete Glanz und Luxus auf der Bühne – als Gegenwelt zum Alltag. Die damaligen Theater waren auf Effekt ausgerichtet. Üppige Ausstattung war ein Statement: Hier betritt man eine Traumwelt. Besser könnte man unser Inszenierungen im Multum in Parvo Opernhaus auch 2025 nicht beschreiben. Auch Straussens Musik selbst lebt vom Schwelgen – Walzer, Polkas, schwungvolle Melodien. Die visuelle Entsprechung dazu sind rauschende Ballkleider, goldene Säle und glitzernde Masken. Kostüm und Dekor sind Teil der Handlung. Verkleidung, Rollentausch, Täuschung – all das funktioniert besonders deutlich in prächtigen Kostümen. Im Gegensatz zu heutigen Theatern müssen wir auf keine engen Budgets Rücksicht nehmen. Wir können einen visuellen Reichtum darstellen, den sich kein einziges großes Opernhaus auch nur im Entferntesten leisten könnte. Durch diese Opulenz tritt der Kontrast von Schein und Sein noch deutlicher hervor: Je luxuriöser das Setting, desto spürbarer der satirische Unterton: hinter der Fassade des Glanzes verbirgt sich menschliche Schwäche, Eifersucht, Betrug.
So könnte die „Fledermaus“ im Figurentheater das werden, was sie zu Strauß’ Zeiten schon war: eine geistreiche, bissige und zugleich federleichte Reflexion über die Maskenspiele des Lebens.













































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