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Oper neu erleben: Mit Flachfiguren, Westernbildern und einer Heldin, die Herzen gewinnt.

Aktualisiert: 2. Okt.

Giacomo Puccinis 1910 in New York uraufgeführte Oper La fanciulla del West ist ein Werk voller Widersprüche: einerseits eine „Italienische Oper“ im Gewand des Wilden Westens, andererseits eine radikal moderne Partitur, die zwischen Spätromantik und Vorahnung des Kinos changiert. Lange Zeit wurde die Oper unterschätzt, heute gilt sie als Puccinis innovativste Partitur.



Während La Bohème, Madama Butterfly oder Tosca regelmäßig gespielt werden, bleibt La fanciulla del West weiterhin ein Exot im Spielplan, ganz besonders im Figurentheater. Wir sind uns jedenfalls keiner einzigen Figurentheaterbearbeitung dieses Werks bewusst.

Puccinis Partitur ist atemberaubend: großflächige Orchesterfarben, kühne Harmonien, jazznahe Rhythmen, beinahe filmisch. Nicht umsonst gilt sie als Vorläufer der Hollywood-Soundtracks. Unsere eigenen Inszenierungen sind ja nicht nur vom Kino inspiriert, sondern sie bilden eine Symbiose zwischen Film und Theater. So schreit gerade diese Puccini-Oper nach einer Bearbeitung an unserem Opernhaus.

Aber auch thematisch geht uns dieser Western unter die Haut. Minnie, die Protagonistin, ist eine Frau, die sich in einer von Männern dominierten Welt behauptet: als Wirtin und als Beschützerin. Sie kämpft mit Mut und Integrität um Menschlichkeit in einem Umfeld von Gier und Gewalt. Wie die Zauberflöte kann auch La fanciulla del West als modernes Märchen gelesen werden: eine Frau zwischen zwei Männern, eine Gemeinschaft zwischen Gesetz und Chaos, ein Happy End wider Erwarten. Die Flachfiguren und Klischees helfen, diese Märchenstruktur sichtbar zu machen und den Weg direkt in die Phantasie des Zuschauers zu öffnen. Eine Figurentheater-Version mit Western-Klischees könnte aber gerade auch ein Publikum ansprechen, das sonst wenig mit Oper zu tun hat. Ein wichtiges Ziel unserer Arbeit besteht ja auch darin, Menschen für die wunderbare Kunstform Oper zu gewinnen, die bislang noch keinen Kontakt zu ihr hatten.


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